Eurobarometer: Vertrauen in die Europäische Union seit vorigem Sommer gestiegen
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Die COVID-19-Pandemie überschattet nun seit über einem Jahr den Alltag in Europa, doch laut der heute vorgestellten Standard-Eurobarometer-Umfrage vom Februar/März 2021 sehen die europäischen Bürgerinnen und Bürger die EU weiterhin positiv. Fast die Hälfte der Europäerinnen und Europäer (49 Prozent) hat Vertrauen in die Europäische Union, in Deutschland vertrauen 48 Prozent der Befragten der EU. Damit sind die Umfragewerte in Bezug auf das Image der EU und das Vertrauen in die Union besser als seit über zehn Jahren. Am meisten Sorge bereiten den Menschen in der Europäischen Union die gesundheitliche und die wirtschaftliche Lage, sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene.
Das Vertrauen in die Europäische Union ist im Vergleich zum Standard-Eurobarometer vom Sommer 2020 um sechs Prozentpunkte auf das höchste Niveau seit Frühjahr 2008 gestiegen. Das Vertrauen in die nationalen Regierungen (36 Prozent) und die nationalen Parlamente (35 Prozent) ist gesunken. Beide Werte bleiben aber höher als im Herbst 2019.
Die Umfragewerte für ein positives Bild der EU (46 Prozent) sind auf dem höchsten Stand seit Herbst 2009. Sie liegen jetzt um sechs Prozentpunkte höher als im Sommer 2020. Weniger Befragte hatten ein neutrales (38 Prozent, minus 2) oder negatives (15 Prozent, minus 4) Bild der EU.
In Deutschland haben 49 Prozent ein positives Bild der EU. In 25 Mitgliedstaaten (im Sommer 2020 waren es noch 13) sieht die Mehrheit der Umfrageteilnehmer die Union positiv. Am stärksten ausgeprägt ist dies in Portugal (76 Prozent) und Irland (75 Prozent).
Wichtigste Sorgen auf EU- und auf nationaler Ebene
Fast 40 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger betrachten die Gesundheit als derzeit wichtigste Sorge in der EU. Dieses Thema wurde nun von 38 Prozent der Befragten genannt. Ihre Zahl ist seit dem Sommer 2020 um 16 Prozentpunkte nach oben geschnellt. Die Gesundheit liegt jetzt vor der wirtschaftlichen Lage (35 Prozent, unverändert) auf dem ersten Platz, während der Zustand der öffentlichen Finanzen der Mitgliedstaaten auf den dritten Platz (21 Prozent, minus 2) gerutscht ist. Umwelt und Klimawandel folgen auf dem 4. Platz (20 Prozent, unverändert). Die Zuwanderung (18 Prozent, minus 5) zählt erstmals seit Herbst 2014 nicht mehr zu den drei Bereichen, die den größten Anlass zu Sorge bieten. An sechster Stelle liegt die Arbeitslosigkeit. Sie wird von 15 Prozent der Befragten (minus 2) genannt.
Auch auf nationaler Ebene ist die Gesundheit der Hauptanlass zur Sorge (44 Prozent). Seit dem Sommer 2020 ist ein steiler Anstieg der Nennungen um 13 Prozentpunkte zu verzeichnen. Gesundheit ist für 31 Prozent (plus 16) der Deutschen auch das größte Problem, vor dem Deutschland im Moment steht. An zweiter Stelle liegt europaweit die wirtschaftliche Lage, die von einem Drittel der Europäer (33 Prozent, unverändert) genannt wird, gefolgt von der Arbeitslosigkeit, die ein Viertel der Europäerinnen und Europäer (25 Prozent, minus 3) angesprochen hat.
Wirtschaftliche Lage und Euro
Die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in den Mitgliedstaaten hat sich weiter verschlechtert: Nur 29 Prozent der EU-Bürgerinnen und Bürger stufen derzeit die Lage als „gut“ ein (minus 5 Prozent seit Sommer 2020, minus 18 Prozent seit Herbst 2019). Das ist der niedrigste Wert für diesen Indikator seit dem Frühjahr 2013. Der Anteil der Europäerinnen und Europäer, die die wirtschaftliche Lage für „schlecht“ halten, ist entsprechend gestiegen (69 Prozent, 5).
Bei der positiven Beurteilung der aktuellen Lage zeichnet sich in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten ein ganz unterschiedliches Bild ab. Während sie in Luxemburg bei 86 Prozent liegt, beläuft sie sich in Italien auf lediglich 7 Prozent. 52 Prozent der befragten Deutschen schätzen die Lage der nationalen Wirtschaft als gut ein.
Weiterhin sehr hohe Unterstützung für den Euro: 79 Prozent (plus 4) der Bürgerinnen und Bürger des Euro-Währungsgebiets sind für den Euro; dies ist der höchste Stand seit 2004. Die Zustimmungswerte liegen zwischen 95 Prozent in Portugal, 82 Prozent in Deutschland, 70 Prozent in Frankreich und Österreich. In der gesamten Europäischen Union erreicht die Zustimmung zum Euro mit 70 Prozent (plus 3) den höchsten bislang verzeichneten Wert.
COVID-19-Pandemie
43 Prozent der Europäerinnen und Europäer sind mit den bislang von den nationalen Regierungen getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zufrieden (minus 19 Prozent seit vorigem Sommer), 56 Prozent (plus 19) sind unzufrieden. Auch mit den von der EU ergriffenen Maßnahmen sind 43 Prozent der Befragten zufrieden (minus 2 Pp) (Deutschland: 33 Prozent (minus 16), während 49 Prozent unzufrieden sind (plus 5). Gleichwohl vertrauen europaweit 59 Prozent und in Deutschland 50 Prozent darauf, dass die EU die richtigen Entscheidungen zur Bewältigung der Pandemie treffen wird.
Mehr als sechs von 10 Europäerinnen und Europäern (61 Prozent) sind der Meinung, dass sich die Wirtschaft ihres Landes im Jahr 2023 oder später von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erholen wird. Weniger als ein Viertel (23 Prozent) glaubt, dass die Erholung im Jahr 2022 einsetzen wird, und lediglich 5 Prozent rechnen noch für 2021 damit. Fast ein Zehntel (8 Prozent) fürchtet, dass sich die Wirtschaft ihres Landes nie von den Auswirkungen der Pandemie erholen wird.
Eine Mehrheit der Europäer (55 Prozent) hält den mit 750 Milliarden Euro ausgestatteten Aufbauplan NextGenerationEU für ein wirksames Instrument zur Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Fast 40 Prozent der Befragten (38 Prozent) glauben nicht an die Wirksamkeit dieses Instruments.
Die persönlichen Erfahrungen mit den Pandemiebekämpfungsmaßnahmen (z. B. dem Lock-down) haben sich seit dem Sommer 2020 verschlechtert: Die Mehrheit der EU-Bürger denkt inzwischen, dass es schwierige Erfahrungen waren (40 Prozent, plus 8 seit Sommer 2020), während weniger als 30 Prozent erklärten, dass die Maßnahmen „einfach zu bewältigen“ waren (29 Prozent, minus 9). Der Anteil derer, die sich für die Antwort „teils einfach teils schwer zu bewältigen“ entschieden, blieb fast unverändert (31 Prozent, plus 1).
Impfung gegen COVID-19
45 Prozent der Befragten antworteten, sie würden gerne so schnell wie möglich geimpft werden, bzw. waren bereits geimpft worden. 20 Prozent würden gerne 2021 geimpft werden. 21 Prozent würden eine spätere Impfung bevorzugen. Nur 12 Prozent erklärten, sie würden sich nie impfen lassen, und 2 Prozent antworteten „weiß nicht“. In 21 Mitgliedstaaten erklärte die Mehrheit der Umfrageteilnehmer, sie würden gerne schnellstmöglich geimpft werden oder seien bereits geimpft worden. Hier liegen Irland (74 Prozent), Dänemark (73 Prozent) und Schweden (71 Prozent) in Führung. In Deutschland wollen 56 Prozent der Befragten so bald wie möglich geimpft werden. In Bulgarien (19 Prozent) und Zypern (16 Prozent) möchten hingegen weniger als ein Fünftel der Befragten möglichst rasch geimpft werden.
Für die Standard-Eurobarometer-Erhebung Winter 2020-2021 (EB 94) wurden vom 12. Februar bis zum 18. März 2021 durch mündliche, persönliche und durch Online-Befragungen in den 27 EU-Mitgliedstaaten und zwölf weiteren Ländern oder Gebieten 27.409 Personen befragt.
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (29.04.2021) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.