Europäische Kommission veröffentlicht Leitlinien für die sichere Wiedereröffnung des Kultursektors
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Die Europäische Kommission hat am 29. Juni 2021 Leitlinien für die Wiedereröffnung der Kultur- und Kreativbranche nach der COVID-19-Pandemie veröffentlicht und will damit ein Signal für die Begleitung der schwer getroffenen Branche setzen. Die Leitlinien sollen eine sichere Wiederaufnahme der Kulturveranstaltungen in der gesamten EU gewährleisten und nennen dafür die Indikatoren und Kriterien (wie z.B. Viruszirkulation, Durchimpfungsrate, Anwendung von Schutzmaßnahmen, Einsatz von Tests und Kontaktnachverfolgung). Ziel der Leitlinien ist, für ein koordiniertes Vorgehen im Einklang mit den nationalen, regionalen und lokalen Gegebenheiten zu sorgen.
Die Leitlinien der EU stützen sich auf das Fachwissen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und den Austausch mit dem Gesundheitsausschuss; sie berücksichtigen die unterschiedlichen epidemiologischen Gegebenheiten in den Mitgliedstaaten und deren Entwicklung und nennen die Indikatoren und Kriterien (wie Viruszirkulation, Durchimpfungsrate, Anwendung von Schutzmaßnahmen, Einsatz von Tests und Kontaktnachverfolgung), die bei der Planung der Wiederaufnahme bestimmter Tätigkeiten zu berücksichtigen sind.
In den Leitlinien werden insbesondere folgende Maßnahmen und Protokolle empfohlen:
- Die Aufhebung aller Beschränkungen sollte strategisch und schrittweise erfolgen, zunächst mit einer begrenzten Anzahl von Teilnehmenden, damit die epidemiologische Lage bewertet werden kann.
- Kulturstätten sollten über einen Bereitschaftsplan verfügen, in dem die Protokolle der Maßnahmen aufgeführt sind, die bei der Entdeckung von COVID-19-Fällen zu treffen sind.
- Für das gesamte Personal in Kultureinrichtungen sollten gezielte Informationen und/oder Ad-hoc-Schulungen bereitgestellt werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
- Die Impfung von Personen, die in Kulturstätten arbeiten, sollte zum Schutz dieser Personen gefördert werden.
- Teilnehmerinnen und Teilnehmer können aufgefordert werden, einen negativen COVID-19-Test und/oder eine Impfung und/oder eine überstandene Erkrankung nachzuweisen, um Zugang zu einem Veranstaltungsort zu erhalten. Je nach lokaler epidemiologischer Zirkulation von Varianten könnte diese Anforderung auf vollständig geimpfte Personen ausgeweitet werden.
- Betriebe sollten sicherstellen, dass die Kontaktdaten der Gäste zur Verfügung stehen, wenn sie für die Kontaktnachverfolgung benötigt werden.
- Die Einrichtungen sollten gezielte Schutzmaßnahmen treffen: Kontaktvermeidung soweit möglich, saubere und zugängliche Handwaschanlagen, angemessene Belüftung und häufige Reinigung von Oberflächen. Die Verwendung von Mundschutzmasken ist eine wichtige ergänzende Maßnahme.
Finanzielle Unterstützung der Europäischen Kommission für die Mitgliedstaaten
Die Europäische Kommission weist im Zusammenhang mit den einhergehenden Kosten im Rahmen der Wiedereröffnung der Kultur- und Kreativbranche auf umfangreiche finanzielle Unterstützung seitens der EU hin und führt hier auf:
- Die Aufbau- und Resilienzfaszilität (Deutschland erhält ca. 25 Mio. Euro aus diesem Krisenmechanismus)
- Aufstockung der Finanzmittel für das EU-Programm „Kreatives Europa“ (fast 2,5 Mrd. Euro)
- Bereitstellung von Finanzmitteln aus dem EU-Programm „Horizont Europa“ (das größte Forschungsprogramm der Welt - fast 2 Mrd. Euro)
- Für den Herbst plant die Europäische Kommission zudem einen online-Leitfaden zur Finanzierung der Kultur durch EU-Finanzmittel zu veröffentlichen, dieser wird auf alle bestehenden EU-Finanzierungen eingehen, die die EU-Mitgliedstaaten und der Kultursektor nutzen können
- Bereits im Mai 2020 hatte die Kommission in Zusammenarbeit mit der Branche außerdem eine eigene Plattform, Creatives Unite (https://creativesunite.eu) eingerichtet, die Kunstschaffenden, darstellenden Künstlerinnen und Künstlern und anderen Akteuren der Kultur- und Kreativsektoren den Austausch von Informationen und Initiativen zur Bewältigung der Coronavirus-Krise und den Austausch von Ideen für eine nachhaltige Wiedereröffnung erleichtern soll.
Hintergrund:
Die Europäische Kommission weist auf die Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung für den Kultur- und Kreativsektor hin. Die weitreichenden Beschränkungen, die seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie zum Schutz der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger eingeführt wurden, hätten für einen großen Teil des Sektors – insbesondere für Aktivitäten, die auf Veranstaltungsorte und Besuche angewiesen sind – gravierende wirtschaftliche Probleme nach sich gezogen, wie auch im Jährlichen Binnenmarktbericht 2021 bestätigt werde. So berichteten beispielsweise die Kinobetreiber in der EU von einem Rückgang der Verkäufe von Eintrittskarten um 70 Prozent im Jahr 2020, Musikstätten verzeichneten einen Rückgang der Besucherzahlen um 76 Prozent (64 Prozent bei den Einnahmen), und Museen erlitten Einnahmeverluste von bis zu 75-80 Prozent (in beliebten touristischen Regionen). Die Krise werde sich voraussichtlich anhaltend auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirken, wobei auch die Erhebung von Lizenzgebühren für Autorinnen und Autoren sowie darstellende Künstler/innen betroffen sein würden.
Zitat:
Anlässlich der Vorstellung der Unterstützungsmaßnahmen für die Kultur- und Kreativbranche erklärte der Vize-Präsident der Europäischen Kommission und zuständig für die Förderung der europäischen Lebensweise, Margaritis Schinas: „Die Kultur hat den Menschen geholfen, mit den Auswirkungen von Lockdowns und sozialer Distanzierung umzugehen. Nun ist es an uns, den Sektor auf seinem Weg zur Wiedereröffnung zu begleiten. Wir brauchen koordinierte und passgenaue Anstrengungen in der gesamten EU, um die Kulturwelt in die Lage zu versetzen, ihre Aktivitäten sicher und schrittweise wieder aufzunehmen und sich besser auf künftige Krisen vorzubereiten. Der Kultur- und Kreativsektor ist ein starker Faktor in Europa und sehr wichtig für die nachhaltige Erholung, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der europäischen Gesellschaft und ganz allgemein für unsere europäische Lebensweise.“
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (05.07.2021) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.