Kommission legt Konzept für nachhaltige Meereswirtschaft vor
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Die Europäische Kommission hat heute ein neues Konzept für eine nachhaltige blaue Wirtschaft vorgelegt. Es soll dazu beitragen, die Ziele des europäischen Grünen Deals zu verwirklichen. „Gesunde Ozeane sind die Grundvoraussetzung für eine florierende blaue Wirtschaft. Umweltverschmutzung, Überfischung und Zerstörung von Lebensräumen gefährden zusammen mit den Auswirkungen der Klimakrise die reiche marine Biodiversität, von der die blaue Wirtschaft abhängt. Wir müssen unseren Kurs ändern und eine nachhaltige blaue Wirtschaft aufbauen, bei der Umweltschutz und Wirtschaft Hand in Hand gehen“, so Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal.
Die blaue Wirtschaft der Europäischen Union umfasst alle Wirtschaftszweige und Sektoren im Zusammenhang mit Ozeanen, Meeren und Küsten, unabhängig davon, ob sie direkt in der Meeresumwelt (z. B. Schifffahrt, Meeresfrüchte, Energieerzeugung) oder an Land (z. B. Häfen, Werften, Küsteninfrastrukturen) angesiedelt sind.
Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Fischerei und maritime Angelegenheiten: „Die Pandemie hat die Sektoren der Meereswirtschaft auf unterschiedliche, aber tiefgreifende Weise getroffen. Wir haben die Chance auf einen Neubeginn und wir wollen sicherstellen, dass der Schwerpunkt des Aufschwungs weg von der bloßen Nutzung der Ressourcen hin zu Nachhaltigkeit und Resilienz verlagert wird. Der grüne Wandel ist also nur mithilfe der blauen Wirtschaft möglich.“
Ein blauer Wandel für Klimaneutralität, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft
Mit der heute vorgelegten Mitteilung möchte die Europäische Kommission die blaue Wirtschaft mit dem europäischen Grünen Deal und seinen Zielen in den Bereichen Klimaneutralität, Wiederherstellung der Biodiversität, Null-Schadstoff-Emissionen und Kreislaufwirtschaft verknüpfen.
Alle Sektoren der blauen Wirtschaft, darunter Fischerei, Aquakultur, Küstentourismus, Seeverkehr, Hafenaktivitäten und Schiffbau, müssen ihre Umwelt- und Klimaauswirkungen verringern. Die Bewältigung der Klima- und der Biodiversitätskrise erfordert gesunde Meere und eine nachhaltige Nutzung ihrer erneuerbaren Ressourcen, um Alternativen zu fossilen Brennstoffen und zur traditionellen Nahrungsmittelerzeugung zu schaffen.
Der Übergang zu einer nachhaltigen blauen Wirtschaft erfordert Investitionen in innovative Technologien. Wellen- und Gezeitenenergie, Algenproduktion, die Entwicklung innovativer Fanggeräte oder die Wiederherstellung mariner Ökosysteme werden neue grüne Arbeitsplätze und Unternehmen in der blauen Wirtschaft schaffen. Folgende Ziele stellt die heutige Mitteilung heraus:
- Klimaneutralität und Null-Schadstoff-Ziel – die blaue Wirtschaft kann durch die Entwicklung erneuerbarer Offshore-Energie, die Dekarbonisierung des Seeverkehrs und die umweltfreundliche Gestaltung der Häfen zum Klimaschutz beitragen. Durch einen nachhaltigen Meeresenergiemix, der schwimmende Wind-, Wärme-, Wellen- und Gezeitenenergieanlagen umfasst, könnte 2050 ein Viertel des Stroms in der EU abgedeckt werden.
- Auf Kreislaufwirtschaft umsteigen und Abfall vermeiden – durch erneuerte Standards für die Gestaltung von Fanggeräten, für das Schiffsrecycling und für die Stilllegung von Offshore-Plattformen wird die europäische Wirtschaft dank der Meeres- und Küstenwirtschaft kreislauforientierter und wird die Verschmutzung von Meeren und Stränden verringert. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Verringerung von Umweltverschmutzung durch Kunststoffe und Mikroplastik.
- Biodiversität erhalten und in die Natur investieren – der Schutz von 30 Prozent der Meeresfläche der EU wird den Verlust an biologischer Vielfalt umkehren, Fischbestände erhöhen, zum Klimaschutz und zur Widerstandsfähigkeit beitragen sowie erhebliche finanzielle und soziale Vorteile mit sich bringen. Die Umweltauswirkungen der Fischerei auf marine Lebensräume werden weiter minimiert.
- Anpassung an den Klimawandel und Widerstandsfähigkeit der Küsten unterstützen – Anpassungsmaßnahmen wie die Entwicklung grüner Infrastrukturen in Küstengebieten und der Schutz der Küsten vor Erosion und Überschwemmungen werden zum Erhalt der Biodiversität und der Landschaften beitragen und gleichzeitig dem Tourismus und der Küstenwirtschaft zugutekommen.
- Nachhaltige Lebensmittelerzeugung sicherstellen – nachhaltige Erzeugung und neue Vermarktungsnormen für Meeresfrüchte, Nutzung von Algen und Seegras, strengere Fischereikontrolle sowie Forschung und Innovation im Bereich der zellbasierten Meeresfrüchte werden zur Erhaltung der europäischen Meere beitragen. Mit den inzwischen ebenfalls angenommenen strategischen Leitlinien der EU für eine nachhaltige Aquakultur hat sich die Kommission ebenfalls zur Förderung einer nachhaltigen Aquakultur in der EU verpflichtet.
Ein „Blaues Forum“ soll eingerichtet werden für die Nutzer des Meeres, um einen Dialog zwischen Offshore-Betreibern, Interessenträgern und Wissenschaftlern, die unter anderem in den Bereichen Fischerei, Aquakultur, Schifffahrt, Tourismus und erneuerbare Energien tätig sind, zu koordinieren und so den kooperativen Austausch im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung der Meeresumwelt zu fördern.
Der neue Europäische Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds – insbesondere mit seiner „BlueInvest“-Plattform und dem neuen BlueInvest-Fonds – wird den Übergang zu nachhaltigeren Wertschöpfungsketten auf der Grundlage der Tätigkeiten in Ozeanen, Meeren und an Küsten unterstützen. Um den Wandel zu finanzieren, hat die Kommission die Mitgliedstaaten nachdrücklich aufgefordert, Investitionen für eine nachhaltige blaue Wirtschaft in ihre nationalen Resilienz- und Aufbaupläne sowie in ihre nationalen operationellen Programme für verschiedene EU-Fonds von nun an bis 2027 aufzunehmen. Andere EU-Programme wie das Forschungsprogramm „Horizont Europa“ werden ebenfalls einen Beitrag leisten.
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