Rhein-Kreis Neuss und euregio rhein-maas-nord feiern ersten gemeinsamen Europatag in der Sparkasse Neuss
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Der Rhein-Kreis Neuss ist seit 1986 Mitglied in der euregio rhein-maas-nord und hat über die vergangenen Jahrzehnte als proaktiver und engagierter Partner die Entwicklung der euregio wesentlich mitbeeinflusst; zudem konnten in vielen INTERREG A-Projekten strategische Themen gemeinsam mit den niederländischen Partnern erfolgreich angegangen werden
Jetzt feierte der Rhein-Kreis Neuss erstmalig gemeinsam mit der euregio rhein-maas-nord den jährlichen Europatag. Da ein besonderer Schwerpunkt von euregio rhein-maas-nord und Rhein-Kreis Neuss auf der Förderung von jungen Auszubildenden liegt, wurde im Vorfeld des Europatages ein Europawettbewerb unter den Berufsbildenden Schulen im Rhein-Kreis Neuss und in der Provinz Limburg ausgerufen, alle interessierten Berufsschüler/innen sollten ihre Ideen zu dem Thema „Welche Erwartungen haben Berufsschüler/innen in einer Grenzregion an die EU von morgen“ einbringen und waren aufgerufen, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen; so wurden dann auch acht sehr unterschiedliche Wettbewerbsbeiträge, von einer Collage über Klimafreundliche Energien über Gedichte und (TikTok-)Videos zum Ukraine-Krieg bis zu einem PPP-Vortrag und einem Video über den lebendigen und grünen Schulhof.
Auf dem Europatag am 09. Mai 2022 im „Forum“ der Sparkasse Neuss wurden die Arbeiten im Rahmen eines abwechslungsreichen Programms von den Berufsschüler/innen bzw. den Klassenlehrer/innen vorgestellt; der 1. Preis war bereits vor dem Europatag durch die deutsch-niederländische Jury an eine Berufsschule im Rhein-Kreis Neuss und in Roermond vergeben worden, über den 2. und 3. Preis konnten die Schüler/innen selbst abstimmen.
In Ihren einleitenden Worten brachte die Moderatorin Anouk Ellen Susan, die die deutsche wie die niederländische in Wort und Schrift perfekt beherrscht, die Freude zum Ausdruck, dass es nach so langer Zeit der Pandemie nun wieder möglich sei, sich in dieser großen Runde zu treffen, zumal in dem wichtigen, von der Europäischen Kommission ausgerufenen Europäischen Jahr der Jugend. Danach erläuterte sie den Grund für die heutige Einladung an die Berufsschulen aus dem Rhein-Kreis Neuss und aus der Provinz Limburg. Der heutige Europatag werde seit 1985 gefeiert und gehe auf den Vorschlag des früheren französischen Außenministers Robert Schumann vom 09. Mai 1950 zurück, dieser habe einen Plan für die spätere Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorgestellt, der dann die seinerzeitigen Kriegsgegner in einer Montanunion (Zusammenführung der Stahl- und Kohleindustrie) zusammenführte und damit die erste der Europäischen Gemeinschaften gründete, die später in der EU aufgingen. Dabei habe er sich von Jean Monnet beraten lassen, der kein Politiker war und dennoch heute noch im Zusammenhang mit der Gründung der EGKS genannt werde. Dies mache deutlich, dass es nicht unbedingt notwendig sei, in die Politik zu gehen, um wegweisende Ideen umzusetzen.
Landrat Petrauschke begrüßte 70 Berufsschüler/innen von den Berufsbildungszentren Neuss-Weingarstr. und von Yuverta Roermond, für die anderen teilnehmenden Schulklassen bzw. -gruppen waren die Klassenlehrer/innen gekommen, weil die Schüler/innen durch Ferien oder Prüfungen verhindert waren. Zu Beginn seiner Begrüßung zeigte sich Petrauschke erfreut, dass der diesjährige Europatag im Rahmen des Europäischen Jahrs der Jugend ausgerichtet werde und machte deutlich, wie wichtig im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg die Bedeutung der EU geworden sei, seit dem 24. Februar 2022 bestehe eine Einigkeit wie nie zuvor, dass die EU für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit stehe. Die EU habe bereits 2012 den Friedensnobelpreis erhalten, in den letzten Wochen sei deutlich geworden, dass die Errungenschaften der Mütter und Väter der EU nicht selbstverständlich seien und immer wieder verteidigt werden müssten. Er sei daher froh über den Besuch des Europaabgeordneten für die Region Niederrhein, Dr. Stefan Berger, der über den europäischen Alltag unter schwierigen Umständen berichten werde. Denn die Auswirkungen des Krieges seien bereits in vielen Lebensbereichen spürbar, nicht nur bei den Lebensmittelpreisen, sondern auch bei allen Produkten des Wirtschaftskreislaufs. Er sei daher froh, dass dieser Tag im Zeichen der Auszubildenden stehe, denn Frieden und Arbeit gehörten zusammen und so sei es auch Aufgabe der Berufsschulen und ihrer Schüler/innen sich den Herausforderungen zu stellen. In der kommenden Zeit sei es notwendig, neue Ideen für Ausbildung und die Arbeitswelt von morgen zu entwickeln, auch und gerade grenzüberschreitend. Die euregio rhein-maas-nord mit Frau Hajjoubi als Geschäftsführerin habe bereits zu diesen Themen Konzepte und Projekte entwickelt und durchgeführt und diese gelte es, gemeinsam weiter auszubauen. Im Zusammenhang mit dem Europäischen Jahr der Jugend rief Petrauschke in diesem Zusammenhang die anwesenden Schüler/innen auf, ihre Stimme einzubringen.
In seiner folgenden Begrüßung hieß Herr Proebster, Vorstandsmitglied der Sparlasse Neuss, alle Gäste und die Jugendlichen herzlich willkommen und betonte, wie europaafin die Sparkasse Neuss mit ihren Mitarbeiter/innen und Unternehmen sei. Den Krieg in der Ukraine habe sich 77 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges niemand vorstellen können, er habe vielfältiges Leid für die Menschen gebracht und bedeute Unsicherheit für Politik und Wirtschaft in Europa. Daher freue sich die Sparkasse, Gastgeber für den diesjährigen Europatag zu sein, denn er bestärke den Zusammenhalt und das gemeinsame Agieren für eine stabile Zukunft. Zudem stehe die EU für drei große Ziele: Für Freiheit und Werte, für einen starken Wirtschaftsraum und eine sichere Existenz und für die freie Entfaltung der Menschen. In dieser besonderen Situation sei es notwendig, die großen Themen wie Digitalisierung und Umweltschutz gemeinsam und in Geschlossenheit anzugehen, dafür sei ein neuer Schwung erforderlich und hier sei auch die Jugend in der euregio gefragt und aufgefordert, sich mit ihren Vorstellungen und Wünschen einzubringen. Der kommende Internationale Hansetag im Mai in Neuss mache deutlich, wie alt und wie wichtig die europäische Idee immer noch sei, die Stadt Neuss sei Gründungsmitglied des internationalen Hansebundes, der heute 190 Mitglieder aus 16 europäischen Ländern umfasse und für Kooperation der Wirtschaft in Europa, aber auch für ein grenzüberschreitendes friedliches Miteinander stehe. Für die Sparkasse Neuss sei die der EU-Binnenmarkt von besonderer Bedeutung, denn 50 Prozent der Firmenkunden hätten Geschäftskontakte und –beziehungen nach Belgien und in die Niederlande.
Im Anschluss stellte Frau Hajjoubi, die Geschäftsführerin der euregio rhein-maas-nord, über eine digitale ineraktive Karte die euregio rhein-maas-nord als „kleines Europa“ vor der Tür vor und erläuterte die Themen, die grenzüberschreitend bereits seit vielen Jahren von der euregio im deutsch-niederländischen Raum zwischen Rhein und Maas bearbeitet und angeboten werden, wie z.B. das INTERREG VA-Projekt „euregioXperience“, das Jugendlichen Bewerbungs- und Kulturtrainings und Praktika über die Grenze anbiete oder die Zusammenarbeit von Polizei und Feuerwehr, von Unternehmen und Vereinen, von Verkehrsverbünden für eine bessere Anbindung des grenzüberschreitenden ÖPNV und für die Vernetzung des Arbeitsmarktes. Nach der Kurzvorstellung konnten die Berufsschüler/innen über ein Spiel mit Kahoot ihre Wünsche für ein besseres Zusammenleben angeben, konkret ging es um die Fragen, wie die euregio inklusiver, grüner und digitaler werden könnte; die Vorschläge reichten von der Reduzierung des Plastikmülls, der verstärkten Nutzung von Regenerativen Energien bis zum schnelleren Internetzugang.
Um die Kooperation in der euregio lebendig werden zu lassen, berichteten Dr. Stefan Berger und Bob Vostermanns, Bürgermeister von Beesel, über ihre jeweilige Aufgaben und Tätigkeit. Bob Vostermanns berichtete, dass er in Venlo studiert und während des Studiums in einem deutschen Unternehmen ein Praktikum gemacht habe, daher habe er sich als Bürgermeister frühzeitig für eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Partnergemeinde Brüggen stark gemacht; in dieser Partnerschaft gebe es breiten Raum für Treffen der Menschen untereinander, z.B. bei Schützentreffen oder bei Vereinstreffen aber auch m Rahmen eines Erfahrungsaustausches zwischen Mitarbeiter/innen der beiden Verwaltungen.
Dr. Berger hob die vielen Möglichkeiten der Begegnung und der Zusammenarbeit in der EU und in der euregio hervor, vom Tourismus bis zur Zusammenarbeit und dem Austausch von (Berufs)Schulen, Chancen, die die vergangenen Generationen nicht hatten und die heute die jungen Menschen nutzen sollten. Natürlich sei dafür erforderlich Sprachen zu lernen und er könne nur dazu aufrufen, Niederländisch, vor allem aber Englisch zu lernen, dies sei im EU-Binnenmarkt ohne Grenzen eine Erfordernis, ohne die Kontakte nicht mehr möglich seien; nur so könnten sich Menschen und Unternehmen über Interessen und mögliche Kooperationen austauschen, Gleiches gelte für die digitalen Fähigkeiten. In diesem Zusammenhang stellte die Moderatorin, Frau Anouk Ellen Susan, die souverän und kompetent zweisprachig durch die Veranstaltung führte, die neuesten (Handels)Daten für die beiden Länder vor, so gab es im vergangenen Jahr einen Handelsaustausch in Höhe von 210 Mrd. €, 6 Mio. Deutsche machten in den Niederlanden Urlaub, 3 Mio. Niederländer Urlaub in Deutschland.
Nach den vielen offiziellen Informationen trug Frau Susan in einem Peotry Slam mit der Überschrift „Lekker anders“ auf humorvolle Weise die Unterschiede zwischen Deutschen und Niederländern vor, diese seien vor allem beim Essen, beim Fahrradfahren und in der Sprache zu finden, aber das Gedicht schloss mit der Weisheit, dass es trotzdem nur gemeinsam besser gehe.
Der Höhepunkt des Vormittags war die Vorstellung der eingereichten Wettbewerbsbeiträge. Zu Beginn stellte Frau Susan die Jurymitglieder vor (neben Kreisdirektor Brügge, Frau Hajjoubi, Frau Christine Prins von der Hogeschool Maastricht und Frau Daniela Perner, Geschäftsführerin bei der IHK Mittlerer Niederrhein). Kreisdirektor Brügge erläuterte im Folgenden das Wettbewerbsthema und den Prozess der Bewertung, alle Jurymitglieder seien begeistert von den Ideen und den unterschiedlichen Arbeiten gewesen und in einem zweistündigen Diskussionsprozess habe man dann entschieden, zwei 1.Preise zu vergeben, nicht nur, weil die beiden ausgewählten Arbeiten qualitativ gleichrangig gewesen seien, sondern auch, um ein Zeichen der Einigkeit zu setzen. Gleichzeitig sei man sich einig gewesen, dass im Zeichen des Europäischen Jahrs der Jugend die Berufsschüler/innen selbst über die Zuordnung des 2. und 3. Preises entscheiden sollten.
Der erste Preis ging an das BBZ Dormagen, Klasse CL20A (nicht anwesend wegen anstehender Zwischenprüfung), für die der Klassenlehrer, Herr Miroslaw Karas, die Grafik und das Gedicht zum Ukraine-Krieg vorstellte und die Urkunde entgegennahm und an Yuverta Roerond (die Klasse war wegen Schulferien in den Niederlanden nicht anwesend), für die der Klassenlehrer, Herr Guido Roumen, einen PowerPoint-Vortrag mit begleitendem Video zum Thema „Lebendiger Schulhof“ vorstellte und ebenfalls die Urkunde entgegennahm.
Nach der Vorstellung der sechs verbliebenen Wettbewerbsbeiträge durch die jeweilige Schülergruppe bzw. die Klassenlehrerin (für Gilde Opleidingen Venlo, Frau Scheible-Koster), wählten die jungen Leute über das Tool Mentimeter einen Beitrag von Berufsschüler/innen vom BBZ Neuss-Weingartstr. zum Ukraine-Krieg für den 2.Preis und einen weiteren Beitrag von Berufsschüler/innen des BBZ Neuss-Weingarstr. zum Umweltschutz für den 3. Preis. Alle Preisträger/innen erhielten durch die Jury ihre Urkunde und erfuhren dann ihren Preis.
Zum Abschluss bedankte sich Frau Susan bei allen Gästen und den Berufsschüler/innen für Ihr Kommen und die lebendige Teilnahme und rief noch einmal alle Schüler/innen auf, sich am europäischen Diskussionsprozess zu beteiligen, es gebe 47 Mio. junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren in der EU, es sei entscheidend für die Zukunft Europas, dass sie ihre Stimme auch einsetzten.
Preisträger/innen und Preise:
1.Preis: Informationsfahrt nach Brüssel mit einem Besuch des Europäischen Parlaments und Empfang durch zwei Europaabgeordnete aus der Region Niederrhein und der Provinz Limburg
- BBZ Dormagen, gesamte Klasse CL 20A (21 Schüler/innen) für eine Grafik über den Ukraine-Krieg und ein dazugehöriges Gedicht
- Yuverta Roermond (gesamte Klasse) für einen PPP-Vortrag und ein Video zum „Lebendigen Schulhof
2.Preis: Informationsfahrt zum Europa-Punkt Bonn (angesiedelt bei der Europäischen Kommission)
BBZ Neuss-Weingartstr., Klasse BHO21D, Schüler/innen Baftiu, Duhanaj, Labkir, Osmani, Geier und Petrovic, Gedicht und Video zum Ukraine-Krieg
3.Preis: Spiel LEGISLATIVITY (Spiel zum EU-Gesetzgebungsprozess und Zusammenwirkender der drei EU-Organe) - wurde auf der Veranstaltung übergeben
BBZ Neuss-Weingartstr., Klasse BHO21D, Schülerin Laeticia Breuer und Schüler Marco Schneider für eine Collage mit erläuterndem Text zu einem möglichen Zusammenspiel verschiedener Energiequellen.
Wichtiger Hinweis: Sie sehen eine Archivseite. Diese Informationen geben den Stand des Veröffentlichungstages wieder (11.05.2022) und sind möglicherweise nicht mehr aktuell.