"aufgeweckt 3.0 - gesundes Aufwachsen in der digitalen Welt" - ein Projekt in zwei Neusser Stadtteilen
Gesundheit |
Verschiedene Studien und Publikationen beschreiben einen Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheit, mit besonderem Augenmerk auf den Zugang zu gesundheitsfördernden Leistungen. Als Risikofaktoren werden der Bildungsstatus und die familiäre Situation benannt. Daher rücken Themen wie Lebensbedingungen, Prävention und Bildungserfolg immer mehr in den Fokus. Bereits 2008 empfahl das Robert Koch-Institut, gezielte Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Lebensstils in sozialen Brennpunkten bestenfalls schon vor dem Kindergartenbesuch zu implementieren. Auch die zweite KIGGS Welle (2014-2017) bestätigt, dass insbesondere Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, eine zentrale Zielgruppe der Prävention und Gesundheitsförderung sein sollten.
Explizit ist damit die Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken (primäre Prävention) sowie die Stärkung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Handelns (Gesundheitsförderung) gemeint. Genau hier setzt „aufgeweckt “ an - ein Kooperationsprojekt von Krankenkassen und Gesundheitsamt zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Kindern und Jugendlichen in sozial benachteiligten Stadtteilen im Rhein-Kreis Neuss. Mit „aufgeweckt“ begleitet der Kinder- und Jugendärztliche Gesundheitsdienst des Rhein-Kreises Neuss seit 2014 Eltern, Kinder, Erzieher und Pädagogen in Weckhoven und seit 2017 auch in Erfttal. Im Oktober 2021 ist die nunmehr dritte Projektphase mit dem Schwerpunkt „digitale Lebenswelten“ gestartet. Die Präventionskette wurde dabei auch auf Jugendliche ausgeweitet.
Ziele
Wir möchten Kinder, Jugendliche und ihre Eltern befähigen ihre eigene Gesundheit zu gestalten und einen gesunden Lebensstil zu entwickeln, indem wir
- einen sicheren und verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien vermitteln,
- die körperliche Fitness und gesunde Ernährung fördern sowie
- psychische Ressourcen stärken
Zielgruppen
- Kinder und Jugendliche
- (werdende) Eltern, insbesondere solche mit besonderem Bedarf, z.B. Alleinerziehende & Patchwork-Familien
- Erzieher, Pädagogen, Sozialarbeiter
Maßnahmen
Herzstück des Projekts sind die ärztlichen Untersuchungen „prokita“ und „prokita plus“, die als sozialpädiatrische Maßnahme weit mehr sind als eine zusätzliche Vorsorgeuntersuchung beim niedergelassenen Kinderarzt. Bereits vor der regulären „Schulneulingsuntersuchung“ werden die Kinder in Weckhoven und Erfttal zu zwei verschiedenen Zeitpunkten untersucht, erstmalig bei Eintritt in die Kita (s. Abbildung). Ab 2022 wird diese Untersuchungsreihe mit „prokita maxi“ ausgeweitet: Im Sinne des Ausbaus der Präventionskette werden nun auch die Viertklässler in den Grundschulen in beiden Stadtteilen ärztlich untersucht, um den Übergang zur weiterführenden Schule zu begleiten.
Weiterhin umfasst das Projekt in beiden Stadtteilen diverse Kurse, Workshops und Multiplikatoren-Schulungen für die verschiedenen Zielgruppen in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung sowie Medienkompetenz. Alle Maßnahmen werden partizipativ mit den Akteuren im Stadtteil erarbeitet und kontinuierlich auf Aktualität und Bedarf überprüft. Zudem werden unter „aufgeweckt“ bereits bestehende Programme des Rhein-Kreises Neuss wie beispielsweise „prokita“ oder das Präventionsprogramm für Schwangere „doppelt gesund“ gebündelt. Zum Zwecke der Nachhaltigkeit ist es außerdem Ziel, die Kindertagesstätten und Familienzentren an das „fitnetz“ anzugliedern.
Projektträger
„aufgeweckt“ wird neben Eigenmitteln des Rhein-Kreises Neuss mit Mitteln des BKK-Landesverbandes NORDWEST, der Barmer, der Techniker Krankenkasse, der DAK - Gesundheit, der energie BKK, der pronova BKK, der AOK Rheinland/ Hamburg und der IKK classic finanziert. Die ärztliche Untersuchung „prokita maxi“ wird von der Marandi-Stiftung finanziert.
Laufzeit
1. Projektphase: 01.01.2014 – 31.12.2016. Start im Stadtteil Weckhoven
2. Projektphase: 01.01.2014 – 30.09.2021. Hinzunahme Stadtteil Erfttal
3. Projektphase: 01.10.2021 – 30.09.2024. Erweiterung der Präventionskette
Kooperationspartner
- Grundschulen und Offener Ganztag im Stadtteil
- Freizeit- und Jugendeinrichtungen im Stadtteil
- Kindertagesstätten und Familienzentren im Stadtteil
- Stadtteilarbeit/ Sozialarbeiter
- Sportvereine, Stadt- und Kreissportbund
- S.i.n.us Netzwerk und Medienzentrum des Rhein-Kreises Neuss
- Niedergelassene Kinder- und Frauenärzte im Rhein-Kreis Neuss
- Therapeutische Einrichtungen
- Krankenkassen
- Hebammen
- Zahnärztlicher Gesundheitsdienst des Rhein-Kreises Neuss