EurHealth-1Health: Gesundheitsprojekt zur Bekämpfung resistenter Mikroorganismen
Gesundheit |
Über das Projekt.Dies ist ein Akkordeon-Menü.
Im Projekt EurHealth-1Health engagiert sich das Gesundheitsamt in der Bekämpfung von Infektionen, die durch besonders resistente Mikroorganismen verursacht werden. Sowohl durch übermäßigen und falschen Antibiotikaverbrauch, als auch durch die natürliche Mutation von Bakterien treten vermehrt Keime auf, die gegen ein Antibiotikum oder mehrere Antibiotika unempfindlich (resistent) sind. Durch diese Antibiotikaresistenzen sind auftretende Infektionen viel schwieriger oder kaum mehr zu behandeln.
Wichtige Erreger dieser Gruppe sind die Krankenhauskeime MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) und verschiedene Bakterien, die zusammen als MRGN (multiresistente gramnegative Stäbe) bezeichnet werden.
Der thematische Schwerpunkt des Projektes liegt darin, Antibiotikaresistenzen und die Verbreitung von lebensgefährlichen Infektionen zu vermeiden und die damit verbundenen Risiken für Patienten und die Volksgesundheit zu senken. Zudem findet im Projekt eine enge Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizinern statt, da viele tierische Infektionskrankheiten für Menschen ansteckend sind und resistente Erreger oftmals zwischen Mensch und Tier ausgetauscht werden. Die Gesundheit von Menschen und Tieren hängt somit unmittelbar zusammen und wird mitbestimmt von der Umwelt.
Da Infektionen auch nicht an Staatsgrenzen halt machen, arbeitet das Gesundheitsamt mit anderen deutschen und niederländischen Gesundheits- und Wissenseinrichtungen aus dem Projektgebiet Rhein-Maas Nord zusammen, um die jetzige Situation der Gesundheit und der Gesundheitsversorgung im Grenzgebiet zu erhalten bzw. zu verbessern. Das Gesundheitsamt ist u.a. beteiligt an:
- Ausrichtung von Kongressen/Symposien
- (Eu)regionale Meetings mit den Projektpartnern
- Entwicklung und Implementierung von Zertifikaten
- Aus- und Weiterbildung für Fachkräfte
- Informationsweitergabe an Bürger, siehe auch MRSApp
- Medien-Veröffentlichung
- Informationsveranstaltungen
Das Projekt "EurHealth-1Health: Euregional Antibiotic-Resistance and Infection Prevention" wird von 2016 bis 2020 finanziell durch die EU im Rahmen des INTERREG-V A Deutschland-Niederlande Programmes unterstützt.
Welcher Schaden entsteht langfristig?.Dies ist ein Akkordeon-Menü.
Multiresistente Bakterien sind unempfindlich gegen mehrere Antibiotika, das heißt sie können durch diese Antibiotika nicht abgetötet werden. Infektionen mit diesen Bakterien sind oftmals schwer zu behandeln. Zurzeit sterben jährlich weltweit ungefähr 700.000 Menschen an Infektionen, die durch multiresistente Bakterien hervorgerufen werden. Diese Zahl wird aber in den nächsten Jahren extrem ansteigen, sagt ein Bericht von Jim O´Neill aus dem Jahr 2016, der von David Cameron in Auftrag gegeben wurde.
Die Hochrechnungen besagen, dass im Jahr 2050 mehr Menschen an diesen Infektionen sterben werden, als an Krebs oder Verkehrsunfällen. Obwohl Deutschland weltweit zu den Nationen mit geringerem Vorkommen von multiresistenten Bakterien gehört, sterben auch hier bereits jährlich schätzungsweise 15.000 Menschen, an den sogenannten Krankenhauskeimen. Diese Zahl ist alarmierend. Doch noch können wir etwas tun: Durch einen gezielten Einsatz von Antibiotika kann die Entstehung von multiresistenten Erregern zwar nicht verhindert, aber zumindest erschwert werden. Dazu ist es wichtig, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Patienten sollten bei ihrem Arzt keine Antibiotikaverordnung einfordern und Ärzte dürfen Antibiotika nur sinnvoll einsetzen. Das Umdenken muss jetzt erfolgen, denn es ist 5 vor 12.
Ein bekannte Vertreter dieser Bakterien ist der sogenannte MRSA Keim (Methicillin-resistente S. aureus). Seit Einführung der Meldepflicht wurden im Rhein-Kreis-Neuss jährlich mehr als 50 lebensgefährliche Blutstrominfektionen durch diesen Keim bei Patienten hervorgerufen. Diese Zahl liegt über dem deutschen Durchschnitt.
Wie entstehen resistente Bakterien?.Dies ist ein Akkordeon-Menü.
Der menschliche Körper ist von genauso vielen Bakterien besiedelt, wie er selbst Körperzellen besitzt. Da Bakterien so klein sind, machen sie nur etwa 2-3% des Körpergewichtes aus. Viele der Bakterien sind nützlich für den Körper und erfüllen wichtige Aufgaben, wie etwa bei der Verdauung. Es gibt aber auch schädliche Bakterien, die uns krank machen.
Einige der Bakterien in unserem Körper sind bereits resistent gegenüber bestimmten Antibiotika, sie sind also unempfindlich und können durch diese Antibiotika nicht abgetötet werden. Bei jeder Antibiotika-Einnahme werden empfindliche Bakterien abgetötet und die unempfindlichen Bakterien überleben. Sie können sich dann sogar noch besser vermehren, weil sie keine Konkurrenz mehr durch die empfindlichen Bakterien haben. Somit werden bei jedem Antibiotika-Einsatz unempfindliche, resistente Bakterien im Körper angezüchtet. Ist ein Bakterium gegen mehrere Antibiotika resistent, spricht man von Multiresistenz. Diese Bakterien können dann möglicherweise zukünftig schwer behandelbare Infektionen hervorrufen.
Auch im Rhein-Kreis-Neuss steigt die Anzahl von multiresistenten Bakterien, die unempfindlich gegen mehrere Antibiotika sind.
Wie kann ich mich schützen?.Dies ist ein Akkordeon-Menü.
Unser Immunsystem kann viele Krankheitserreger abwehren. Sie können jedoch selbst aktiv mithelfen, Infektionen zu vermeiden:
- Waschen Sie sich regelmäßig mit lauwarmen Wasser und Seife die Hände
- Vermeiden Sie den Kontakt mit Erkrankten
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und ausreichende Schlaf- und Erholungszeiten
- Schützen Sie sich ggf. mit Schutzkleidung, z.B. mit Handschuhen bei der Gartenarbeit wenn Sie schwanger sind
- Achten Sie bei der Verarbeitung von Lebensmitteln auf die Hygiene und z.B. auf die Einhaltung von Kühlketten
Sollten Sie erkrankt sein:
- Halten Sie Abstand zu anderen Menschen, besonders zu Schwangeren, Säuglingen, alten- und immungeschwächten Menschen
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände
- Husten oder Niesen Sie in ein Taschentuch, das sie sofort entsorgen
- Trinken Sie ausreichend und schonen Sie sich
- Bekämpfen Sie ihre Symptome mit Medikamenten, wie z.B. Schmerzmitteln
Seien Sie sich bewusst darüber, wie lange eine Erkrankung durchschnittlich andauert:
Erkrankung | Dauer |
Halsentzündung | 7 Tage |
Erkältung | 10 Tage |
Nasennebenhöhlenentzündung | 18 Tage |
Bronchitis/Husten | 21 Tage |
Gehen Sie unverzüglich zum Arzt, wenn Sie folgende Symptome haben:
- Bei schnell einsetzenden Kopfschmerzen oder einer rasanten Verschlechterung ihrer Symptome
- Wenn Sie Hautausschläge haben
- Wenn Sie verwirrt oder sehr schläfrig sind oder nur undeutlich sprechen können
- Wenn Sie Probleme beim Atmen haben (Hinweis darauf ist eine schnelle Atmung und bläulich verfärbte Lippen)
- Wenn sie Brustschmerzen entwickeln
- Wenn Sie Schluckbeschwerden haben
- Wenn Sie Blut aushusten
- Wenn ein Kind erkrankt ist: Kinder können Schmerzen oftmals nicht richtig lokalisieren und sich schlecht ausdrücken
Das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises-Neuss ist seit 2008 in EU-finanzierte Projekte eingebunden, deren Ziel der Infektionsschutz und die Stärkung der Patientensicherheit ist. Dafür erhielt der Kreis 2017 einen Sonderpreis als europaaktive Kommune NRW. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Weitergabe relevanter Gesundheitsinformationen an die Bevölkerung und Gesundheitsmitarbeiter. Dies erfolgt zum Beispiel über die kostenlose Smartphone-Applikation MRSApp.
Wogegen helfen Antibiotika?.Dies ist ein Akkordeon-Menü.
600 Tonnen Antibiotika werden jährlich in Deutschland verschrieben. Ein großer Teil davon bei HNO-Infekten, im Volksmund als "Erkältung" bezeichnet. 90% dieser Infekte werden jedoch durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika überhaupt nicht wirken.
Dieser unnötige Einsatz von Antibiotika
- verkürzt die Erkrankungsdauer nicht
- birgt ein Risiko für Nebenwirkungen
- erhöht die Kosten im Gesundheitssystem
- fördert die Bildung von Resistenzen (Bakterien werden unempfindlich gegenüber Antibiotika)
Im Rhein-Kreis-Neuss sind im Jahr 2016 über 2 Millionen Tagesdosen Antibiotika verordnet worden. Davon wurden etwa 15% der Antibiotika in Krankenhäusern eingesetzt, der Großteil der Antibiotika wurde von niedergelassenen Ärzten verschrieben.