Kreisforstbetrieb
Waldinsel in Agrarlandschaft
Der Forstbetrieb des Rhein-Kreises Neuss umfasst rund 310 Hektar (ha). Er ist gekennzeichnet durch die zerstreute Lage und die überwiegende Kleinflächigkeit seiner Wälder. Die größte zusammenhängende Waldfläche ist das Naturschutzgebiet auf dem Liedberger Haag mit 16 ha.
Aufgrund des seit ca. 50 Jahren fortschreitenden Umbaus nicht standortgerechter Bestände sowie der Neuanlage standortgerechter Laubmischwälder sind Buche und Eiche heute die vorherrschenden Baumarten. Die früher dominierende Pappel ist nur noch in einigen Restbeständen erhalten. Nadelhölzer kommen nur vereinzelt vor. Der Kreisforstbetrieb ist ein sogenannter Aufbaubetrieb: 94% der Waldbestände sind jünger als 60 Jahre.
Die Erfüllung aller verlangten Waldfunktionen setzt eine fachkundige Bewirtschaftung der vorhandenen Waldflächen voraus. Diese ist für den öffentlichen Waldbesitz im Landesforstgesetz vorgeschrieben. Zuständig für die Bewirtschaftung des kreiseigenen Waldbesitzes ist die Forstdienststelle im Amt für Umweltschutz. Hauptaufgaben des Kreisförsters sind Planung und Vollzug aller notwendigen forstlichen Maßnahmen. Dazu gehören insbesondere Planung, Anlage und Pflege neuer Waldflächen im Rahmen des Waldvermehrungsprogrammes, die Durchforstung der Bestände, die Vermarktung des Holzes, die Unterhaltung der vorhandenen Wege zum Zwecke der Erholung sowie die Erhaltung der Verkehrssicherheit. Eine besondere Herausforderung stellt die Anpassung der Wälder an die Folgen des Klimawandels dar.
Neben dem kreiseigenen Wald werden auch die Forstbetriebe der Städte Neuss, Kaarst, Jüchen und der Gemeinde Rommerskirchen sowie der Kreiswerke Grevenbroich GmbH durch die Kreisforstdienststelle betreut. Der Kreisforstbetrieb verfügt nicht über einen eigenen Betriebshof und eigene Waldarbeiter; alle anfallenden Arbeiten werden daher durch Forstunternehmen ausgeführt.
Wälder bieten nicht nur Erholungsmöglichkeiten für die Kreisbevölkerung, sie haben in unserer Landschaft auch eine enorme Bedeutung für den Schutz von Klima, Boden, Wasser und Luft sowie für den Biotop- und Artenschutz. Für den Waldbesitzer hat der Wald zudem eine nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Funktion. Jeder Wald, ob in privatem (43%) oder öffentlichem (57%) Besitz, erbringt Schutz- und Erholungsfunktionen. Wie alle Waldbesitzer erfüllt auch der Forstbetrieb des Rhein-Kreises Neuss hier eine große Aufgabe, die, angesichts der stetig steigenden Fläche naturnah bewirtschafteter Wälder und der damit verbundenen Verbesserung der Lebensqualität, den Einsatz sicher lohnt. Eine finanzielle Gegenleistung erhält der Waldbesitzer dafür jedoch nicht. Wirtschaftlicher Erfolg wird derzeit lediglich aus dem Verkauf forstwirtschaftlicher Produkte sowie durch die Jagdpacht erzielt.
In einem dicht besiedelten und waldarmen Gebiet ergibt sich für fast jede vorhandene Waldfläche eine Überlagerung verschiedener Waldfunktionen. Zahlreiche Interessengruppen, wie Fußgänger, Jogger, Radfahrer, Reiter, Hundebesitzer, Jäger, Imker, Naturschützer, Förster, sind auf engstem Raum aktiv. Erholung, Naturschutz und Nutzung müssen in der Regel gleichzeitig in den Wäldern erbracht werden. Toleranz gegenüber jeweils anderen Waldbesuchern und Waldnutzern ist daher dringend erforderlich.