Gruissem zählt rund 40 Haushalte, ist umgeben von Feldern und hat eine Straße, die die Stadtgrenze zwischen Neuss und Grevenbroich bildet. Und jetzt kommt das Dorf auf die europäische Landkarte mit schnellen Internetverbindungen. Möglich gemacht wird dies durch einen Satelliten und eine Kooperation, die in Deutschland bisher einmalig ist.

Im Rahmen seiner zahlreichen Aktivitäten im Breitbandausbau hatte sich der Rhein-Kreis Neuss für die Umsetzung des vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie von Airbus und dem fanzösischen Satellitenbetreiber Eutelsat erarbeiteten Pilotprojekts „DORF.digital“ beworben – und Erfolg damit gehabt. „Das ist ein Meilenstein auf dem Weg zum schnellen Internet in ländlichen Regionen, und wir sind stolz darauf, als erste davon profitieren zu können“, so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke sowie Reiner Breuer und Klaus Krützen, die Bürgermeister von Neuss und Grevenbroich, bei einem Ortstermin.

An dem Treffen auf dem Betriebsgelände der auf Spezial- und Schwertransporte fokussierten Wasse GmbH​​​​​​​ nahmen auch Thomas Fuchs (Airbus, Eutelsat) und Dr. Marc Hofmann (DLR​​​​​​​) teil. Die Experten erklärten den Hintergrund: Satelliten können einen wertvollen Beitrag zur Hochgeschwindigkeits-Internetversorgung von technisch und wirtschaftlich schwierigen Gebieten leisten. Ab der zweiten Novemberhälfte wird Eutelsat deshalb schrittweise einen neuen Hochleistungssatelliten für Breitbanddienste in Europa in Betrieb nehmen: EUTELSAT KONNECT. In diesem Zusammenhang wollen Airbus, Eutelsat und DLR​​​​​​​ in dem europaweit einzigartigen Pilotprojekt „DORF.digital“ ein Jahr eine innovative Lösung für die satellitengestützte Versorgung einer Gemeinde mit Hochgeschwindigkeits-Internet testen, die vom deutschen Spezialisten Eusanet entwickelt worden ist.

In Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Rhein-Kreis Neuss sowie den Städten Neuss und Grevenbroich haben die Fachleute dafür Gruissem ausgewählt. Die lokale Lösung wird jedem der angeschlossenen Haushalte im Lauf des Projekts einen schnellen Internetzugang über ein Orts-WLAN mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit/Sekunde ermöglichen.

Für den Empfang und das Senden eigener Daten benötigen die Haushalte nur eine kleine WLAN-Antenne, die von den Partnern bereitgestellt wird. Die Teilnahme an dem Projekt ist für den zwölfmonatigen Zeitraum kostenlos. Damit es realisiert werden kann, ist eine Mindestteilnehmerzahl von zehn Haushalten erforderlich. Diese wurde nach einem ersten Anschreiben an die Haushalte bereits erreicht. Eine genaue Begrenzung der Teilnehmerzahl nach oben ist noch nicht definiert. Diese wird bald festgelegt, und dann wird nach der Reihenfolge der Zusagen entschieden.

Die Partner werden am 9. und 10. September in Gruissem über das Projekt informieren. Aufgrund der Corona-Regelungen laden sie die interessierten Bürgerinnen und Bürger zu Einzelgesprächen bei der Wasse GmbH ein. Dort soll auch als zentraler WLAN-Punkt für die Ortsversorgung ein Container mit der benötigten Technik sowie einem mit SAT-Antennen bestückten Mast platziert werden.