60 Jahre portugiesische Gemeinde: Ausstellung im Kreishaus Neuss
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Bis Mittwoch, 23. Oktober, ist im Lichthof des Kreishauses Neuss die Ausstellung „60 Jahre portugiesische Gemeinde in Deutschland“ zu sehen. Hintergrund sind die langjährigen Beziehungen des Rhein-Kreises Neuss zum portugiesischen Kreis Grandola. Nach dem Besuch einer Delegation in Grandola im vergangenen Jahr hatte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke zugesagt, die Ausstellung im Kreishaus zu präsentieren. Nun sind dort 19 Tafeln über die Einwanderungsgeschichte der portugiesischen Gastarbeiter zu sehen.
Petrauschke begrüßte bei der Eröffnung der Schau die Kreistagsabgeordneten Angela Stein-Ulrich, Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, und Jakob Beyen, Vorsitzender des Kulturausschusses, genauso wie Anna-Katharina Glettenberg, Historikerin an der Universität Köln und Mitkuratorin der Ausstellung, sowie Nélson Pereira Pinto, Kurator und Vorstandsmitglied der Reflexions- und Interventionsgruppe „Portugiesische Diaspora in Deutschland“. Auch Fátima Moebes Claudino, Assistentin der künftigen Generalkonsulin von Portugal in Düsseldorf, sowie portugiesische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem Rhein-Kreis Neuss waren dazu gekommen.
Der Landrat dankte dem portugiesischen Generalkonsulat in Stuttgart dafür, die Exponate kurzfristig zur Verfügung gestellt zu haben und gab seiner Hoffnung darüber Ausdruck, dass die Tafeln ein Nachdenken über die mitunter leidvoll geprägte Einwanderungsgeschichte der portugiesischen Gasterbeitergeneration auslösen. Die Portugiesen waren vor der einstigen Diktatur in ihrem Heimatland geflüchtet und hatten in Deutschland zunächst keine gute Aufnahme vorgefunden.
Kurator Pereira Pinto und Historikerin Glettenberg haben die Ausstellung anlässlich des vor 60 Jahren zwischen Deutschland und Portugal geschlossenen Anwerbeabkommens entwickelt. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass inzwischen vieles über die Einwanderung anderer ausländischer Mitbürger in Deutschland aufbereitet worden ist, jedoch kaum etwas über jene der 140 000 portugiesischen Gastarbeiter, die zahlenmäßig nie aufgefallen sind. Daher sei die Ausstellung, so die beiden Experten, allen in Deutschland lebenden Portugiesen gewidmet, die in den 1960-er und 1970-er Jahren quasi unsichtbar gewesen seien und es nicht leicht gehabt hätten. Denn sie hätten sich in einer anderen Kultur ohne Sprachkenntnisse und konkrete Unterstützungsangebote zurechtfinden müssen.
Bei der Betreuung der Neuankömmlinge habe besonders der katholische Caritasverband große Verdienste errungen, so Pereira Pinto. Glettenberg betonte, dass die portugiesischen Mitbürger immer noch die stillen Nachbarn seien, die auf Anerkennung und Integration in Deutschland hofften. Doch dies sei kein einseitiger Prozess, denn es müssten alle Beteiligten und Interessierten stetig daran mitarbeiten, was etwa durch fortgesetzte Vereinsarbeit gelingen könne.
Beim Besuch der Kreis-Delegation in Grandola im Vorjahr hatten das Jubiläum der 50-jährigen Wiederkehr der portugiesischen Nelkenrevolution 2024 im Blickpunkt und der Beschluss gestanden, einen Gegenbesuch 2025 zu organisieren. Dabei soll ein Schwerpunkt auf die Wiederbelebung der gemeinsamen Jugendprojekte gelegt werden.