Internationales Mundartarchiv: Nach fast 40 Jahren geht Achim Thyssen in den Ruhestand
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Er ist seit der Gründung 1986 dabei und hat das Internationale Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“ des Rhein-Kreises Neuss mit aufgebaut: Der langjährige Archivleiter Achim Thyssen geht nun in den Ruhestand und Dr. Christina Gallo übernimmt seine Nachfolge.
Zum Abschied wurde Thyssen von Kolleginnen und Kollegen und langjährigen Wegbegleitern mit einer Feierstunde in der Nordhalle des Kreiskulturzentrums Zons und anschließendem Frühstück überrascht. Auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gehörte zu den Gästen und hob hervor, dass Achim Thyssen sich fast vier Jahrzehnte lang für die Kultureinrichtung eingesetzt habe. Er sprach ihm seine Anerkennung aus: „Sie waren unserem Internationalen Mundartarchiv von Anfang an eng verbunden und haben seinen ausgezeichneten Ruf über unsere Kreisgrenzen hinaus gefestigt und ausgebaut. Dafür sage ich heute im Namen von Kreistag und Kreisverwaltung, aber auch persönlich von Herzen Dank.“
1986 kam es zur Einrichtung des Archivs durch einen Vertrag, den der damalige Kreis Neuss mit dem Norfer Heimatdichter Ludwig Soumagne abschloss. Ziel war es, die deutschsprachige Dialektdichtung an einem Ort zu sammeln. Seitdem hat sich das Mundartarchiv mit Mundartbüchern und audiovisuellen Beständen zu einer interdisziplinären Sammel- und Forschungsstelle der deutschsprachigen Dialektliteratur entwickelt. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Rheinland; darüber hinaus finden sich hier literarische Nachlässe bedeutender Dialektautoren und Dialektliteraturwissenschaftler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
Der 68-jährige Achim Thyssen, der selbst mit dem Korschenbroicher Platt seiner Großmutter aufwuchs, ist überzeugt: „Mundart schafft Intimität und Nähe und auch Vertrauen.“ Das erlebte er selbst, als er während seines Studiums beim Taxifahren auf platt schnell mit den Fahrgästen ins Gespräch kam. Er studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften in Münster und Aachen und war zwei Jahre im Archiv der Münster-Basilika St. Vitus in Mönchengladbach tätig, bevor er 1986 zum Kreis Neuss kam.
Hier betreute er das Internationale Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“ von Anfang an: Ihm ist es zu verdanken, dass das in der Burg Friedestrom untergebrachte Archiv eine zunehmende Außenwirkung entfaltete. Die Verleihung des Friedestrompreises, der unter anderem schon an Gerhard Polt, Wolfgang Niedecken, Ina Müller und Hannes Wader ging, findet seit vielen Jahren bundesweit Beachtung, während bei den Zonser Hörspieltagen regionalsprachliche Hörspiele aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und Darsteller aus Deutschland und dem benachbarten Ausland prämiert werden. 2016 stand das Mundartarchiv selbst im Rampenlicht, als Achim Thyssen in Kassel den mit 5 000 Euro dotierten Initiativpreis des Kulturpreises Deutsche Sprache entgegennahm.
Für ihn steht fest: Das Mundartarchiv passt wunderbar in den Rhein-Kreis Neuss, denn hier gibt es auf engstem Raum über 40 Mundartvariationen. So hat das Archiv stets eng mit dem Verein zur Pflege und Förderung der Mundart im Rhein-Kreis Neuss zusammengearbeitet. Gemeinsame Veranstaltungen wie die Ladies Night und das Sommerfest der Mundart sorgten dafür, dass die Mundart mit ihren unzähligen Ausprägungen lebendig geblieben ist. Auch das Weihnachtssingen mit Kölschen Liedern und ein „Blue Dinner“ mit Live-Mundartmusik bei „Zons macht blau“ belegen die Beliebtheit von Dialekten.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke verabschiedete den langjährigen Leiter des Mundartarchivs mit herzlichen Worten: „Ihr in langen Jahren erworbenes Wissen wird uns genauso fehlen wie Ihre Fähigkeit, Mundart auf humorvolle Art und Weise lebendig zu halten. Aber wir freuen uns natürlich mit Ihnen, dass Sie nun in den wohlverdienten Ruhestand gehen können.“