Preisträger 2023
Preisträgerin Gesamtpreis und Lang-Format: Nadja Tenge
Für ihre Filmdokumentation „Mord verhindern“ (Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb) wurde Nadja Tenge mit dem 2023 erstmals verliehenen Gesamtpreis beim Journalistenpreis „Pro Ehrenamt – Hermann Wilhelm Thywissen-Preis“ ausgezeichnet. Zudem wurde sie in der Kategorie „Lang-Format“ geehrt. Tenge zeigt einfühlsam, wie der türkische Psychologe und Erziehungsberater Kazim Erdogan, der in Berlin eine türkische Vätergruppe gegründet hat, verzweifelte und häufig gewalttätige Männer zum Reden bringt, Gewalt in Familien bekämpft und sich für eine gewaltfreie Kommunikation in der Gesellschaft einsetzt.
Die stellvertretende Jury-Vorsitzende Bruni Reitzenstein lobte das klug gebaute Plädoyer gegen Gewalt, das mit einem außergewöhnlichen Protagonisten aufwarte. Sie würdigte Nadja Tenges Film: „Die Kunst dieses Stücks ist nicht allein die sensible Machart als reine O-Ton-Dokumentation. Es ist die Kunst, die Stärke und das wirklich große Glück, so nah, so dicht, an die Männer heran gekommen zu sein, dass sie sich auch öffnen und reflektiert vor der Kamera äußern. Unverpixelt. Ohne Scheu. Einfach ehrlich.“
Jury-Mitglied Dr. Helmut Reitze betonte: „Nadja Tenge gelingt ein Einblick in eine Kultur, von der viele Menschen keine Ahnung haben, obwohl Millionen von Migranten seit Jahren bei uns in Deutschland leben. Darüber hinaus ist Kazim Erdogan ein Musterbeispiel für gelungene Integration. Er hilft nicht nur seinen Landsleuten: Als Ausbilder an der Verwaltungsakademie Berlin verhilft er auch deutschen Behördenmitarbeitern zu besserem Verständnis ihrer türkischen Mitbürger: ,Mehr miteinander reden, nicht übereinander‘, das ist sein Mantra.“
Der Gesamtpreis und der Preis „Lang-Format“ sind mit jeweils 5000 Euro dotiert.
Laudatoren:
- Bruni Reitzenstein (Gesamtpreis)
- Dr. Helmut Reitze (Lang-Format)
Preisträgerin Kurz-Format: Elisabeth Hussendörfer
In der Kategorie „Kurz-Format“ wurde Elisabeth Hussendörfer für „Danke, dass es Euch gibt“, erschienen im evangelischen Monatsmagazin Chrismon, geehrt. Der Text widmet sich Jugendlichen, die Gleichaltrigen, die am Leben verzweifeln, helfen. Laudator und Jury-Mitglied Horst Thoren betonte: „Der Autorin ist es gelungen, sich selbst zurückzunehmen und durch klare, eindrückliche Zitate näher an die Menschen heranzurücken, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Zwar bleiben die eigentlich Betroffenen anonym, ihre Not, ihre Angst, ihr Verzweifeln aber wird sichtbar. Vor allem ist zu spüren, was die jungen Leute bewegt, die als Gleichaltrige mit 15, 16, 17 Jahren Lebenshilfe geben, indem sie Fragen stellen und Perspektiven eröffnen. Der Weg aus der Krise, das ist die wichtigste Aussage, lässt sich begleitet leichter finden.“
Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Laudator: Horst Thoren
Preisträger Nachwuchsförderpreis: Luca Schmitt-Walz
Luca Schmitt-Walz wurde für „Wenn Tote zum Hobby gehören – die psychische Belastung von Feuerwehrleuten“ (Mitteldeutscher Rundfunk, MDR) mit dem Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet. In ihrer Laudatio stellte Jury-Mitglied Gabi Ludwig die Leistung von Luca Schmitt-Walz heraus: „Er hat nicht nur die besondere Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehr für unsere Gesellschaft gewürdigt; ihm ist es vielmehr gelungen, den Finger in eine echte Wunde zu legen, von der man nicht so oft hört. Er beschreibt ein Dilemma: Denn auch die freiwilligen Helden geraten ab und an in Situationen, die schwer zu ertragen und noch schwerer psychisch zu verarbeiten sind. Luca Schmitt-Walz nimmt uns mit, lässt uns durch seine Brille schauen. Auch er war mal Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.“ Luca Schmitt-Walz sei es gelungen, seine Begeisterung hierfür zu zeigen. „Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr ermutigt er mit diesem Film, ihre Scham zu überwinden und sich mit ihren Gefühlen nach einem belastenden Einsatz auseinanderzusetzen. Die Politik fordert er zur Nachbesserung der Lehrpläne auf. Mir nötigt er noch größeren Respekt vor den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr ab.“
Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Laudatorin: Gabi Ludwig